Die Coaching-Haltung
Über die Systemische Haltung
„Der Erfolg einer Intervention hängt von der inneren Verfasstheit des Intervenierenden ab“ – Warum gute Coachingausbildungen weit über Methoden hinausgehen
Ein Zitat, das den Kern trifft
„Der Erfolg einer Intervention hängt von der inneren Verfasstheit des Intervenierenden ab.“
Dieses Zitat von meiner wunderbaren und klugen Kollegin Mechthild Erpenbeck verweist auf eine oft übersehene Wahrheit: Coaching ist nicht primär eine Frage der Technik, sondern der Person, die Methoden und Techniken anwendet.
Oder anders gesagt: Das wichtigste Instrument im Coaching bist du – mit deiner Persönlichkeit.
Coaching heißt Begegnung. Es ist wie das Erkunden eines neuen Planeten: Jede Begegnung ist einzigartig, jedes Terrain unbekannt.
Coaching ist Kunst – und zugleich ein gemeinsamer Tanz.
Das bedeutet: Coaching lernt man nicht in drei Wochen. Haltung, Selbststeuerung, Reflexionsfähigkeit – das sind Kompetenzen, die wachsen, reifen und sich entwickeln. Sie sind die Grundlage, auf der nachhaltige Wirksamkeit entsteht – und zweifelsohne eine unverzichtbare Grundvoraussetzung für erfolgreiches professionelles Handeln im Coaching.
Systemische Haltung – das unsichtbare Fundament
Eine systemische Haltung bedeutet:
Allparteilichkeit und Respekt in jeder Situation
Neugier als Grundhaltung
Ressourcenorientierung statt Defizitblick
Bewusster Umgang mit Nähe und Distanz
Reflexion der eigenen Reaktionen und Muster
Diese Haltung ist kein „Extra“ neben Methodenkompetenz – sie ist die Basis, damit Methoden überhaupt wirksam werden können.
Konstruktivismus – warum wir als Coaches Perspektiven erweitern und nicht „die Wahrheit“ liefern
Systemisches Arbeiten fußt auf konstruktivistischen Annahmen: Wirklichkeit wird nicht entdeckt, sondern von Menschen konstruiert.
Für Coaches heißt das: Wir begleiten Klient:innen dabei, ihre eigenen Sichtweisen zu erweitern – nicht, unsere unsere Deutungen oder die „richtige“ Lösung zu übernehmen.
Das erfordert nicht nur methodisches Können, sondern auch Demut – und die Fähigkeit, Mehrdeutigkeiten zuzulassen und mit ihnen zu arbeiten, ohne vorschnelle Antworten zu liefern.
Was das für eine gute Coachingausbildung bedeutet
Eine hochwertige Ausbildung muss weit mehr tun, als Methoden und Tools zu vermitteln. Sie muss Raum geben für:
Selbstreflexion: Wer bin ich als Coach? Welche Werte, Erfahrungen und blinden Flecken bringe ich mit?
Haltungsarbeit: Wie bleibe ich neugierig, respektvoll, ressourcenorientiert – auch unter Druck?
Theoriehintergrund: Konstruktivismus, Systemtheorie, Chaostheorie – nicht als Selbstzweck, sondern als Denkhintergrund für professionelles Handeln.
Praxis und Feedback: Arbeit mit echten Fällen, begleitet von erfahrener Supervision, um Haltung, Selbststeuerung und methodische Präzision zu entwickeln.
Fazit
Erpenbeck hat recht: Die innere Verfasstheit entscheidet über den Erfolg einer Intervention.
Eine gute Coachingausbildung formt nicht nur Handwerker:innen mit einem gut gefüllten Methodenkoffer, sondern Persönlichkeiten, die in komplexen Situationen klar, präsent und wirksam handeln können.
Impuls:
Wenn du über eine Coachingausbildung nachdenkst, frage nicht nur „Welche Methoden lerne ich?“, sondern auch „Wie wird meine innere Haltung entwickelt, reflektiert und gestärkt?“ – denn du bist das wichtigste Instrument.
Quellen
Literatur: M. Erpenbeck (2023): Wirksam werden im Kontakt. Die systemische Haltung im Coaching. 5. Aufl. Verlag: Carl-Auer
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