Führung im Wandel: Warum die Zukunft den Catalyst-Führungskräften gehört

Die Welt ist unberechenbarer geworden. Dynamik, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit – kurz: VUCA – prägen die Realität von Organisationen. In dieser neuen Welt stoßen traditionelle Führungsstile an ihre Grenzen. Was früher mit Fachwissen oder Zielvorgaben lösbar war, ist heute oft nur noch durch Beziehungsintelligenz, Selbstführung und Kooperationsfähigkeit gestaltbar.

Der Leadership-Forscher Bill Joiner hat in seiner Untersuchung drei grundlegende Führungs-Mindsets identifiziert, die sich in Haltung, Wirkung und Wirksamkeit unterscheiden: Expert, Achiever und Catalyst. Sie stehen für unterschiedliche Reifegrade in der Führung – und damit für unterschiedliche Zukunftsfähigkeit.

 

Expert: Der Fachexperte als Führungskraft

Der Expert steht für eine Führung auf Basis fachlicher Autorität. Entscheidungen werden auf Grundlage eigener Erfahrung getroffen, Probleme selbst gelöst, Kontrolle behalten. Diese Führung ist operativ stark – doch ihre Reichweite ist begrenzt.

Stärken: Fachliche Tiefe, Klarheit, Problemlösung

Schwächen: Mikromanagement, wenig Delegation, geringe Systemperspektive

In stabilen Kontexten funktioniert dieses Mindset – in komplexen, dynamischen Umfeldern führt es schnell zu Überlastung und Orientierungslosigkeit.

 

Achiever: Der strategische Macher

Der Achiever geht einen Schritt weiter: Er denkt systemisch, entwickelt Ziele, arbeitet mit Performancekennzahlen. Er motiviert Teams durch Vision und Zielklarheit. Der Achiever vernetzt, plant und steuert – effizient und zielstrebig.

Stärken: Strategie, Zielorientierung, Teamführung

Schwächen: Linearität, Kontrollillusion, geringe emotionale Tiefe

Doch wenn sich die Welt nicht mehr planen lässt, sondern täglich neu gedacht werden muss, versagt das Prinzip „Predict & Control“. Der Achiever bleibt im linearen Denken verhaftet, wo Agilität gefordert ist.

 

Catalyst: Der Ermöglicher von Entwicklung

Der Catalyst steht für eine Führung, die inspiriert, Beziehungen gestaltet und Potenziale freisetzt. Er denkt systemisch und handelt aus einer Haltung der Offenheit, Selbstverantwortung und Kooperationsbereitschaft.

Stärken: Klarer innerer Kompass, Umgang mit Mehrdeutigkeit, Förderung von Selbstorganisation

Schwäche: Verlust der eigenen Orientierung, wenn alles möglich und alle Perspektiven richtig sind, was ist dann mein Weg?

Wirkungsfeld: Transformation, Innovation, Kulturentwicklung

Catalysts verfügen über eine hohe Reflexionsfähigkeit, die Fähigkeit zum Perspektivwechsel sowie den Mut, Unsicherheit nicht als Bedrohung, sondern als Gestaltungsraum zu begreifen. Sie sind in der Lage, Spannungen zu halten, scheinbar widersprüchliche Sichtweisen zu integrieren und auf dieser Basis tragfähige Entscheidungen zu treffen. Ihre Führung basiert auf Vertrauen, emotionaler Intelligenz und einer klaren inneren Haltung – nicht auf Kontrolle.

 

Warum Expert- und Achiever-Logiken nicht mehr ausreichen

Die heutige Wirtschaftswelt ist kein System mehr, das man einfach planen und kontrollieren kann. Komplexität ist nicht beherrschbar – sie muss gestaltet werden. Genau das kann der Catalyst. Er gibt Orientierung nicht durch Wissen oder Anweisungen, sondern durch Präsenz, Reflexion und Beziehungskompetenz.

Doch: Nur wenige Führungskräfte leben heute aus dem Catalyst-Mindset. Zu sehr ist Führung noch mit Fachautorität oder Leistungsdenken verknüpft. Der Weg zur Catalyst-Führungspersönlichkeit ist kein Methodenwechsel – sondern ein Reifeprozess.

 

Fazit: Führung neu denken beginnt im Inneren

Führung in der VUCA-Welt braucht mehr als Werkzeuge – sie braucht ein neues Bewusstsein. Der Catalyst führt nicht, weil er Antworten hat, sondern obwohl er mit Unsicherheit umgehen kann. Er handelt aus Klarheit, nicht aus Kontrolle.

Im zweiten Teil dieser Beitragsreihe zeigen wir, wie dieser Wandel gelingt – und warum eine Coaching-Weiterbildung der wirksamste Weg zur Entwicklung echter Catalyst-Führung ist.

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