Selbstführung – Die drei Dimensionen der Selbstführung: Emotionen, Gedanken und Verhalten

Die drei Dimensionen der Selbstführung – Emotionen, Gedanken und Verhalten

Selbstführung ist eine der zentralen Fähigkeiten, um erfolgreich und ausgeglichen durch das Leben zu gehen. Doch wie genau funktioniert sie, und worauf kommt es dabei an? In dieser Episode beleuchten wir die drei Hauptdimensionen der Selbstführung: Emotionen, Gedanken und Verhalten. Diese Bereiche greifen ineinander und bilden zusammen das Fundament für die Fähigkeit, das eigene Leben bewusst zu steuern.

Die drei Dimensionen der Selbstführung

  1. Emotionale Selbstführung

Emotionen beeinflussen unser Handeln und Denken maßgeblich. Selbstführung auf emotionaler Ebene bedeutet, die eigenen Gefühle bewusst wahrzunehmen, zu verstehen und zu regulieren. Es geht nicht darum, Emotionen zu unterdrücken, sondern sie konstruktiv zu nutzen.

Beispiel aus der Forschung: Studien der Psychologin Lisa Feldman Barrett (2017) zeigen, dass Menschen, die Emotionen besser wahrnehmen und benennen können, effektiver in ihrer Selbstregulation sind. Diese Fähigkeit wird als „emotionale Granularität“ bezeichnet und hilft dabei, Situationen differenzierter zu bewerten und angemessener zu reagieren.

Strategien für emotionale Selbstführung:

    • Gefühle benennen: Sagen Sie sich bewusst, wie Sie sich fühlen („Ich bin frustriert, weil…“). Dies hilft, den Emotionen ihren Schrecken zu nehmen.
    • Atemtechniken nutzen: Atmen Sie in stressigen Situationen tief ein und aus, z. B. mit der Box-Breathing-Methode (4 Sekunden einatmen, 4 Sekunden halten, 4 Sekunden ausatmen, 4 Sekunden halten).
    • Ressourcenanker setzen: Erinnern Sie sich an positive Erlebnisse, die Sie stärken, z. B. ein Foto oder ein inneres Bild, das Ihnen Sicherheit gibt.
  1. Kognitive Selbstführung

Unsere Gedanken steuern, wie wir Situationen wahrnehmen und darauf reagieren. Kognitive Selbstführung bedeutet, automatische Denkmuster zu erkennen und durch förderliche, konstruktive Gedanken zu ersetzen.

Beispiel aus der Forschung: Laut der „Selbstbestimmungstheorie“ von Deci und Ryan (2000) fördern positive und selbstbestimmte Gedanken die intrinsische Motivation. Menschen, die ihren Fokus bewusst auf lösungsorientiertes Denken legen, sind produktiver und widerstandsfähiger.

Strategien für kognitive Selbstführung:

    • Positive Selbstgespräche: Ersetzen Sie Gedanken wie „Das schaffe ich nie“ durch „Ich habe die Fähigkeiten, um das Problem zu lösen.“
    • Achtsamkeitstraining: Praktizieren Sie Achtsamkeitsübungen, um sich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren und Grübeln zu vermeiden.
    • SMART-Ziele setzen: Formulieren Sie spezifische, messbare, erreichbare, realistische und termingebundene Ziele. Beispiel: „Ich werde in den nächsten 30 Tagen jeden Morgen 15 Minuten für mein wichtigstes Projekt reservieren.“
  1. Verhaltensbasierte Selbstführung

Die emotionale und kognitive Dimension wirken sich direkt auf unser Verhalten aus. Verhaltensbasierte Selbstführung umfasst die Fähigkeit, Gewohnheiten zu entwickeln, produktive Routinen zu etablieren und bewusst Entscheidungen zu treffen.

Beispiel aus der Forschung: Verhaltensforscher wie BJ Fogg (2019) betonen, dass kleine, leicht umsetzbare Gewohnheiten der Schlüssel zu langfristigem Erfolg sind. Sein „Tiny Habits“-Ansatz zeigt, dass minimale Änderungen (z. B. 1 Minute Stretching nach dem Aufstehen) nachhaltige Verhaltensmuster etablieren können.

Strategien für verhaltensbasierte Selbstführung:

    • Routinen entwickeln: Planen Sie feste Zeiten für wichtige Aufgaben. Zum Beispiel: Jeden Abend 10 Minuten für die Planung des nächsten Tages.
    • Selbstbelohnung: Belohnen Sie sich für erreichte Meilensteine, z. B. durch eine kleine Auszeit oder ein Stück Schokolade nach einer erledigten Aufgabe.
    • Hindernisse identifizieren: Überlegen Sie, was Sie daran hindert, Ihre Ziele zu erreichen, und planen Sie gezielt, wie Sie diese Hindernisse überwinden.

Wie die drei Dimensionen zusammenwirken

Emotionen, Gedanken und Verhalten sind eng miteinander verknüpft. Ein Beispiel verdeutlicht dies:

Situation: Sie erhalten eine negative Rückmeldung bei der Arbeit.

  • Auf emotionaler Ebene fühlen Sie sich zunächst frustriert oder entmutigt.
  • Auf kognitiver Ebene denken Sie vielleicht: „Ich bin nicht gut genug.“ Dieser Gedanke könnte Ihre Selbstzweifel verstärken.
  • Auf verhaltensbasierter Ebene ziehen Sie sich zurück und vermeiden es, sich neuen Herausforderungen zu stellen.

 

Selbstführung hilft, diesen Kreislauf zu durchbrechen:

  • Sie erkennen Ihre Emotion („Ich bin frustriert, aber das ist okay.“).
  • Sie ersetzen destruktive Gedanken durch förderliche: „Diese Rückmeldung hilft mir, besser zu werden.“
  • Sie entscheiden sich aktiv für ein konstruktives Verhalten: „Ich werde die Kritik nutzen, um meine Präsentation zu überarbeiten.“

Warum die drei Dimensionen der Selbstführung wichtig sind

Forschung zeigt, dass Menschen, die in allen drei Bereichen gut aufgestellt sind, resilienter, zufriedener und erfolgreicher sind. Eine Studie von Carmeli et al. (2006) bestätigt, dass emotionale und kognitive Selbstführung die Grundlage für produktive Verhaltensweisen ist, die wiederum zu besseren Ergebnissen führen.

Selbstführung ist keine angeborene Fähigkeit, sondern kann durch Übung und Reflexion erlernt werden. Indem Sie die drei Dimensionen gezielt trainieren, stärken Sie Ihre Fähigkeit, auch in schwierigen Situationen handlungsfähig zu bleiben und langfristig Ihre Ziele zu verfolgen.

Fazit

Die drei Dimensionen der Selbstführung – Emotionen, Gedanken und Verhalten – bilden die Basis, um bewusst und erfolgreich durchs Leben zu navigieren. Indem Sie Ihre Gefühle regulieren, Ihre Gedanken steuern und Ihr Verhalten aktiv gestalten, schaffen Sie die Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben.

In der nächsten Episode werden wir uns damit beschäftigen, wie Selbstführung eine zentrale Rolle im Leadership spielt und wie sie Führungskräfte dabei unterstützt, Teams effektiv zu führen und zu inspirieren.

Quellen und Literaturempfehlungen:

  • Feldman Barrett, L. (2017). How emotions are made: The secret life of the brain.
  • Deci, E. L., & Ryan, R. M. (2000). The „what“ and „why“ of goal pursuits: Human needs and the self-determination of behavior.
  • Fogg, B. J. (2019). Tiny Habits: The Small Changes That Change Everything.

 

Dieser Blogbeitrag gehört zu der Reihe „Selbstführung“, bestehend aus 7 Episoden. Lesen Sie sich hier die Anderen Beiträge durch.
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